Demokratie ist kein abgeschlossenes Projekt! Türen stehen offen. Wir gehen hinein.

Deniss Hanovs · 

Über die erste Multiplikator*innenschulung der zweiten Gruppe von Teilnehmenden im Projekt „Im Plural“. 23.-25. Februar 2024 in Hildesheim.

In dem schönen romanischen Kloster Sankt Michaelis in Hildesheim tagte drei Tage lang die zweite Multiplikator*innengruppe des Projektes „Im Plural. Dialoge gegen Rassismus“. Es sind vier Schulungen, die an unterschiedlichen Orten 2024 vorgesehen sind, mit dem Ziel, die Zivilgesellschaft in Deutschland zu stärken. Ein weiteres wichtiges Ziel des Projektes ist, Impulse für die Stärkung der ukrainischen Akteur*innen der Zivilgesellschaft in Deutschland zu leisten.

Drei intensive Tage für Debatten und Dialog, Meinungsverschiedenheiten und konstruktive Streitkultur verbrachten wir zusammen mit sehr interessanten Lektor*innen, die unterschiedliche Themen und Schwerpunkte vorstellten und entwickelten.

Dmitri Stratievski, Politologe, hat die Grundbegriffe der deutschen Demokratie erklärt und kommentierte aktuelle Herausforderungen für die Stabilität der deutschen politischen Kultur in dem Zeitalter der globalen Turbulenzen und Kriege.

Der Angriff Russlands auf die Ukraine war während der Schulung inhaltlich und emotional sehr präsent. Diese Tragödie ist unsere Stärke und Motivation gewesen: mit viel Energie und Kenntnissen wollen wir den Frieden stärken und Vielfaltskultur in Deutschland fördern. Aus diesem Grund haben wir den ukrainischen Professor für Medientheorie Serhij Pakhomenko aus Kyjiw per Zoom eingeladen, über die Erinnerungskultur während des Krieges zu erzählen. Nach zweistündiger intensiver Diskussion dauerte die Fragerunde noch bis tief in den Abend.

Nächsten Tag, den 24. Februar, haben wir mit der Schweigeminute in Gedenken an die Opfer des Russlandsangriffs auf die freie Nation Ukraine begonnen. Wir setzten das Thema der Erinnerungskultur fort und Deniss Hanovs hat über praktische Aspekte der Formate für Projekte im Bereich der Erinnerungskultur in Deutschland berichtet.

Danach haben wir zusammen ein Dialogforum veranstaltet und mehrere Ängste und Vorstellungen über die deutsche Demokratie und die Integration von Russischsprachigen in Deutschland zusammengefasst und darüber reflektiert. Globale Krisen und Wandlungen am Arbeitsmarkt, Menschenrechte und kulturelle Identitäten im Wandel waren die dominierenden Themen gewesen.

Das Thema der Verschwörungen ist ein äußerst wichtiges und schwieriges Thema heute und ist für den russischsprachigen Medienraum und Social Networks sehr aktuell. Marat Trusov, Politologe und Pädagoge, hat das spannende Panorama von Verschwörungstheorien und Formen der Manipulationen vorgestellt. Wie entstehen Feindbilder und wie können diese der Demokratie schaden? Darüber hat Marat in dem zweiten Teil seiner Präsentation gesprochen. Der Abend wurde mit einer dichterisch-musikalischen Vorstellung beendet, während derer ukrainische und russische Antikriegsdichtung vorgetragen wurde.

Am Tag 3 haben wir uns den WDR-Dokumentationsfilm „Gekommen aus der Sowjetunion. Gespalten durch den Krieg?“ (Reihe „Hautnah“) angeschaut , der die Vielfalt von russischsprachigen Kulturen Deutschlands widerspiegelt. Identitätenhybridität, interne familiäre Spannungen und sogar Konflikte waren in dem Film vertreten. So vielfältig und kompliziert sind Russischsprachige in der deutschen Gesellschaft! Drei Tage haben wir gelernt, miteinander zu reden und einander zuzuhören, auch wenn das, was wir hörten, sehr schwer zu akzeptieren ist. Vorurteile abzubauen und Dialoge als Brücken über ideologische Kluften zu bauen - das ist das Ziel der Schulungen in diesem Projekt. Im April geht es weiter mit einem anderen spannenden Thema. Welches es sein wird, verraten wir jetzt nicht…ein bisschen warten, ok?!