Die Auftaktveranstaltung des Projektes „Im Plural“ am 27.02.2023 in Köln

Deniss Hanovs · 

Geräumige und helle Räume der Evangelischen Kirche in Köln wurden einen Tag lang zum Ort des Dialogs, des kritischen Diskurses. Es wurde hier auch eine Ausstellung über die Hilfe für die Ukrainer*innen installiert. Auf diese Art und Weise hat der BVRE e.V. die Auftaktveranstaltung des neuen Projektes „Dialoge gegen Rassismus für die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts („Im Plural“)” eröffnet. Das Hauptziel des neuen Projektes ist die Stärkung des Zusammenhalts und der Demokratie in Deutschland. Das Projekt sieht eine aktive Kooperation mit den Vertreter*innen der ukrainischen Zivilgesellschaft in Deutschland vor.

Es waren ganz unterschiedliche Teilnehmende auf der improvisierten Bühne anwesend. Manche kamen nach Deutschland aus der Ukraine, Belarus und Russland bereits vor einigen Jahren, manche waren gezwungen aus der Ukraine zu fliehen. Andere mussten Belarus und Russland wegen politischer Verfolgung verlassen. Alle sind durch das Projekt „Im Plural” Multiplikator*innen geworden, die gemeinsam neue Themen lernen, die die Bekämpfung des Rassismus unterstützen und neue Dialogforen in ihren Vereinen planen, wo sie die erworbenen Kenntnisse nutzen können.

Der Leiter des BVRE e.V. Wladimir Weinberg betonte, dass das Projekt für alle offen ist, die die Demokratie, und Solidarität im Namen der Freiheit schätzen, denn Freiheit ist in der modernen Welt sehr fragil geworden.

Das Projekt „Im Plural“ wird durch die Beauftragte der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und die Beauftragte für Antirassismus gefördert. In ihrer Ansprache hat Frau Dr. Claudia Martini, Vertreterin des Büros der Beauftragten der Bundesregierung, betont, die wichtigste Aufgabe für die Stärkung des Zusammenhalts in der deutschen Gesellschaft sei die Entwicklung der Kenntnisse für den interkulturellen Dialog sowie praktische Erfahrung der Demokratie, an der sich alle Gruppen der Gesellschaft beteiligen sollten.

Mehrere Grußworte wurden an die Veranstalter*innen und Teilnehmende überreicht und vorgelesen. So hat die Oberbürgermeisterin der Stadt Köln, Frau Henriette Reker betont-die tägliche Erfahrung des Rassismus sei für viele Einwohner*innen der Stadt eine traurige Realität und Rassismus müsse zusammen bekämpft werden. Der Präsident der Bundeszentrale für politische Bildung, Herr Thomas Krüger, lobte in seinem Brief die Effizienz des Verbandes, mit der BVRE e.V. die Hilfe für die Unterstützung der ukrainischen Geflüchteten organisierte. Besonders wichtig sei die Integration der Ukrainer*innen in zahlreiche Aktivitäten im Bereich der politischen Bildung gewesen.

Als Beispiel eines Dialogs über ein kompliziertes Thema gilt die Expert*innendiskussion, die im Rahmen der Auftaktveranstaltung durchgeführt wurde. Unter den zahlreichen Themen der Diskussion „Baustelle: resiliente Demokratie” war das Thema der Teilhabe an der Demokratie seitens der Migrant*nnencommunities besonders aktuell. Ein anderes Thema war oft fehlendes Interesse von den Medien für die Hindernisse auf dem Weg zu der politischen Beteiligung der Migrant*innen. An der Diskussion nahmen Vertreter*innen der Zivilgesellschaft, Medienexpert*nnen, Akademiker teil.

Folgende Teilnehmende waren anwesend:

Dr. Ferdinand Mirbach, Senior Experte, Einwanderungsgesellschaft, Globale Fragen, Robert Bosch Stiftung;

Viktor Ostrovsky, Geschäftsführer des Kultur- und Integrationszentrums PHOENIX – Köln e.V., Vorstandsmitglied des BVRE e.V.;

Jumas Medoff, Vorsitzender der kommunalen Ausländerinnen- und Ausländervertretung der Stadt Frankfurt am Main, Stadtverordneter der Stadt Frankfurt am Main, Initiator der Hilfsinitiative „FrankfurtforUkraine“;

Maksim Ryabkov, Bereichsleiter Europa, Deutsche Welle, DW Akademie;

Matthias Focks, stellvertretender Vorstand des Vereins AVP e.V. in Düsseldorf;

Ilona Sofyanenko, Ansprechpartnerin der Stadt Oranienburg für Flüchtlingsangelegenheiten. Mitglied des Zentralverbandes der Ukrainer*innen Deutschland e.V.

Herr Ostrovsky antwortete auf die Frage über den Status der russischen Sprache, dass seit Februar 2022 die russische Sprache und Kultur eine tiefe Krise erleben. Das bedeutet auch, dass der Status der russischen Sprache erneuert werden muss. Es müssen neue Bedeutungen entstehen, die während des Krieges verloren gegangen sind. Daher sind negative Reaktionen der ukrainischen Kolleg*innen auf die Präsenz der russischen Sprache völlig verständlich.

Während der Vorstellung der Projektaktivitäten wurden neue Formen der Dialogforen vorgestellt. Diese Foren werden innovativ konzipiert und durchgeführt: in verschiedenen Sprachen und Formaten. Es sind Dramalesungen, Ausstellungen und Debatten, Performanz und Theateraufführungen vorgesehen. Kreativität des Projektes konnten Gäste bereits vor Ort erleben - der bekannte Dichter Alexander Delphinov hat mehrere Texte gegen den Krieg vorgetragen. Die Ausstellung über die Hilfsaktivitäten von zahlreichen Vereinen für die Ukrainer*innen war in den Räumen der Kirche zu besichtigen.

Dichter Alexander Delphinov

Zum Ausklang der Veranstaltung traten mehrere Künstler*innen auf:

Maryna Liashenko, Musikerin- das nationale ukrainische Musikinstrument Bandura

Pavlo Liashenko, Musiker-Musikinstrument Fagott

Daria Telytchenko, Sängerin

Die Aktion der Solidarität mit den Verteidiger*innen der Ukraine wurde während der Veranstaltung durchgeführt. Alle Teilnehmenden konnten eine Kerze basteln und diese anzünden, während das Lied „Пливе кача по Тисині“ klang. Diese Kerzen sind den Frontkerzen gleich, die den ukrainischen Soldat*innen Wärme schenken.