Ihr Streitgut ist ab sofort verfügbar! Wie kann man politische Streitkultur entwickeln?

Deniss Hanovs · 

Das 4. Seminar des Projektes "Dialoge gegen Rassismus für die Stärkung des gesellschaftlichen Zusammenhalts" (Im Plural) hat stattgefunden. Das Projekt wird von der Beauftragten der Bundesregierung für Migration, Flüchtlinge und Integration und Beauftragten für Anti-Rassismus gefördert".

Die Zeit läuft sehr schnell und unser viertes Seminar der Multiplikator*innenschulung ist da!  Wir setzen unseren Dialog mit mehr als zwanzig Vereinen über die aktuellen Themen des Rassismus unter Russischsprachigen fort und bilden die Kapazitäten unserer Multiplikator*innen im Bereich konstruktiver Streitkultur weiter.
 
In der Zeit vom 10. bis zum 12. November 2023 tagten wir in dem Ausländerrat Dresden e.V. und widmeten unser Abschlussseminar mehreren Themen, darunter der Debattenkultur im Bereich interkultureller Kommunikation und Fremdenfeindlichkeit. Mit der Einleitung und Warming-up, moderiert von dem charismatischen Trainer Max Gede aus dem Verein Sprich e.V., haben wir in einer spielerischen Art das Thema von medialen und diskursiven roten Linien ausdiskutiert. Wie kann man die Menschenrechte entwickeln und dabei die kritische Position nicht verlieren? Wie kann man bei den kulturbedingten Konfliktsituationen Ruhe und Argumentation bewahren und weiterentwickeln?
 
Streitgut war für uns nicht nur als Titel aktuell, sondern auch als Kapazität für einen inklusiven und ergebnisvollen Streit, der den Anderen nicht ausgrenzt.
 
Nach einer intensiven mehrstündigen Debatte über die Ergebnisse von den mehr als 60 von unseren Multiplikator*innen bereits durchgeführten lokalen Dialogforen, kam es erneut zu der spannenden Vorlesung von dem Journalisten Nikolaj Alexandrow über Wege der totalitären Ideologien, die heutzutage unterschiedliche Zielgruppen in Europa erreichen.
 
Das Thema ist für die Russischsprachigen sehr aktuell, denn in vielen Herkunftsländern unserer Communitys herrschen seit Jahren nicht demokratische Regierungen, die Pluralismus und Menschenrechte unterdrücken und versuchen, ihre politischen Ziele auch unter den Russischsprachigen in Deutschland zu erreichen.
 
Am 11. November war ein anderes aktuelles Thema auf der Agenda - zahlreiche Versionen von Modellprojekten und Förderungsmöglichkeiten für Vereine. Die Expertin in dem Bereich, Frau Julia Merian vom Club Dialog e.V., entwarf eine breite Palette von Förderungsmöglichkeiten für zivilgesellschaftliche Projekte und Ideen.
 
Nach der Mittagspause waren politische Themen etwas regionaler geworden: die Politologin Frau Anna Nikolenko berichtete über die Migrantionsgeschichte in den neuen Bundesländern und über Bilder des Anderen in der Region. Wie sieht Ostdeutschland in den alten Bundesländern aus? Welche Vorurteile und Klischees gibt es und was sind Möglichkeiten für einen deutsch-deutschen Dialog?
 
Der zweite Tag endete mit einem literarischen Input von der Buchautorin Daria Brahina. Sie las aus ihrem Buch mehrere Geschichten der Geflüchteten und diskutierte mit den Anwesenden.
 
Der Abschluss des Seminars wurde von dem Thema der Rolle und Funktionen des Ausländerrates ergänzt. Herr Salem Al Saad, Vertreter des Integrations- und Ausländerbeirates in Dresden erzählte über seinen persönlichen Weg zur Partizipation an der städtischen Integrationspolitik.
 
Damit war die erste Runde der Seminare für Multiplikator*innenschulung abgeschlossen. 4 Seminare waren unser gemeinsames Projekt und unsere gemeinsame Hoffnung, dem Rassismus unter Russischsprachigen den Kampf anzusagen. Gespräch und Streitkultur sind Mittel zu einem neuen Konsens für eine demokratische Kultur. Nächstes Jahr sind wir mit einer neuen Gruppe wieder da. Wir bedanken uns bei allen Teilnehmenden für ihre Partizipation und Engagement! Es geht weiter!