Partizipationsraum gestalten - Änderungen sind machbar. Das dritte Seminar fand in Bergen statt.

Deniss Hanovs · 

Das dritte von vier Schulungsseminaren für die erste Gruppe von Multiplikator*innen des Projektes „Im Plural“ fand vom 8. bis 10. September 2023 in Bergen statt. Das Hauptthema des Seminars war sozialer Aktivismus und Kommunikationspolitik von Vereinen der Russischsprachigen im Kampf gegen Radikalismus. Auch das Thema der kollektiven Erinnerungen war ein sehr wichtiges Anliegen. Aber alles der Reihe nach…

Zuerst diskutierten wir zusammen mit dem erfahrenen Moderator Max Gede über aktuelle Themen des zivilgesellschaftlichen Lebens in Deutschland, die uns irritieren oder ärgern, mit denen wir nicht mehr zufrieden sind oder die wir unbedingt ändern möchten. Die Liste war lang und divers: wir ärgerten uns über pro-Putin-Erinnerungspolitik in Deutschland, über Genderstereotypen in den Medien und in der Vereinsarbeit, häusliche Gewalt, die oft unsichtbar bleibt und viele andere.

Nachdem wir diese Liste zusammengestellt haben, war der nächste Schritt: Was tun? Wie die Situation ändern? Dieses Thema wurde virtuos von zwei erfahrenen Politikexpert*innen Tatyana Golova und Alexey Kozlov entwickelt. Die Lektor*innen haben im Dialog mit den Teilnehmenden über die Risiken für die moderne Demokratie und über den sozialen Aktivismus, auch den radikalen und populistischen Aktivismus diskutiert. Wie kann die Demokratie mit demokratischen Mitteln geschwächt und abgebaut werden? Wie entstehen Schattenseiten des Aktivismus? Wie kann man zahlreiche Risiken durch inklusiven Kulturdialog minimieren?

 

Der 9. September wurde dem Thema der Erinnerungskultur gewidmet. Wir besuchten die Gedenkstätte Bergen-Belsen, den Ort der europäischen Tragödie, des Holocausts und der Vernichtung der Freiheit und des Humanismus unter NS-Diktatur. Nach dem sehr emotionalen Rundgang wurde die Diskussion über die alarmierende Anziehungskraft der NS und Sowjetsymbole in den heutigen radikalen Subkulturen und Diskursen in Deutschland fortgesetzt - der Künstler und Kunsthistoriker des sowjetischen Plakats Daniil Vyatkin aus St. Petersburg stellte aktuelle Forschungsergebnisse vor und diskutierte mit den Anwesenden über die Instrumente des visuellen Widerstandes gegen die zunehmende mediale Manipulation mit der traumatischen Erfahrung des Zweiten Weltkriegs unter den Russischsprachigen in Deutschland.

Dieses Thema wurde in dem Gespräch mit Marat Trusov, einem Bildungsexperten, fortgesetzt - wie kann man die politische Bildung modernisieren und unter dem zunehmenden medialen Druck des Radikalismus wieder fit und wirkungsvoll gestalten?

Am dritten, abschließenden, Tag des Bildungsseminars wurden Kapazitäten von Vereinen durch spannende Medienschulung der Expertin Olga Groznaya gestärkt.

Der Herbst ist nah, wir machen weiter und bereiten uns auf das Abschlussseminar vor. Im November geht es weiter… mehr Details über das Programm des Seminars in Bergen ist hier.